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Mamasusi

Meine Geschichte

Beitrag von Mamasusi »

Hallo ihr Lieben,
nachdem ich nun schon ein paar Wochen hier im Forum still mitlese und dankbar für jede mutmachende Zeile bin, habe ich beschlossen meine Geschichte mit Euch zu teilen.
Ich bin 34 Jahre alt und habe eine nun mittlerweile 1jährige Tochter. Ich wollte eigentlich nie Kinder haben bzw. wir haben ein bisschen russisch Roulette gespielt und es nie drauf angelegt, dass ich schwanger werde und trotzdem nicht verhütet. Dann war es plötzlich soweit und ich hielt einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand, ich bekam furchtbare Angst und fuhr sofort zu meiner Frauenärztin. Auf dem Ultraschall war noch nichts zu erkennen denn ich war erst in der 5. Woche. Meine FA meinte aber die Tests seien sehr zuverlässig und ich solle in einer Woche wiederkommen. Am selben Tag war ich so aufgeregt, dass ich eine Schachtel Zigaretten rauchte (vorerst meine letzte ;-)) und dann meinem Mann alles erzählte. Ich versuchte mich den ganzen Tag daran zu gewöhnen, dass nun ein kleines Menschlein in mir heranwuchs und ein Teil von mir freute sich tatsächlich. Als ich meinem Mann am Abend alles erzählte freute er sich sehr und meinte, dass wir das gemeinsam schaffen würden und ich mir keine Sorgen machen soll. Nun ja es ging dann alles soweit positiv weiter, ich sah das erste Ultraschallbild auf dem das kleine Herzchen schlug und war voller Emotionen und Freude, ich weinte vor Glück. Die Schwangerschaft verlief eigentlich sehr gut trotz starker Übelkeit, ständig Scheidenpilz und 30 kg Gewichtszunahme ging es mir seelisch unglaublich gut. Ich war tiefenentspannt, fing an für mein Baby zu stricken und liess es mir gutgehen. Die Geburt lief problemlos, obwohl ich immer Angst vor einer Geburt hatte, lief alles glatt und als die kleine Motte frisch geschlüpft auf meinem Bauch lag war es um mich geschehen, ich habe noch nie in meinem Leben ein so vollendetes Glücksgefühl gehabt, es war das großartigste was ich je erlebt hatte und sagte zu meiner Hebamme, ich will sofort noch ein Kind entbinden um dieses Gefühl nochmal zu erleben.
Dann ging alles soweit gut weiter, mein Mann hatte den ersten Monat Elternzeit und unterstützte mich wo er nur konnte. Ich stillte voll, was auch von Anfang an sehr gut klappte. Wir puckten unsere Kleine nachts ein, sodass wir einigermaßen stressfreie Nächte hatten. Sie schlief zwar nicht durch und war tagsüber ständig wach und schrie sehr häufig, aber das war mir zu dem Zeitpunkt noch egal. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich wohl noch genug Energie. Nach 3 Monaten bekamen wir die Schlüssel für unser Haus, dass wir gekauft hatten und fortan verbrachte mein Mann den zweiten Monat Elternzeit von morgens bis abends in unserem neuen Heim und renovierte, reparierte etc.. Ich war mit der kleinen von morgens bis abends allein und ging energiemäßig an meine Grenzen. Hinzu kommt, dass ich hier keinerlei Unterstützung habe, meine Familie wohnt 300 km weit weg und auf meine Schwiegermutter kann ich mich nicht verlassen, bzw. ich habe seit der Geburt unserer Tochter kein Vertrauen mehr zu ihr weil sie auf die kleine nicht gut Acht gibt. Kurzum, ich war alleine und das über Wochen bzw. Monate. Hinzu kam, dass die kleine Maus nicht mehr gut schlief nachts und ich teilweise fast stündlich stillen musste. Tagsüber bin ich mit ihr immer rausgegangen, habe andere Mütter getroffen und war viel unterwegs, da sie im Kinderwagen wenigstens ein bisschen schlief. Das ging so weiter bis wir endlich in unser Haus einzogen. Ich dachte nun haben wir es geschafft, endlich kehrt Ruhe ein und wir können unser Glück zu dritt genießen. In den Wochen zuvor war es bei mir schon soweit, dass ich den Tag irgendwie versuchte rumzukriegen und nur darauf wartete, dass mein Mann endlich nach Hause kommt und mir die kleine abnimmt, um mal ein bisschen Ruhe zu haben. Dabei war mir immer klar, dass ich die Zeit mit ihr immer weniger genoß und nur versuchte die Tage rumzukriegen und etwas Ruhe zu haben und Zeit für mich. Ich war schon immer ein freiheitsliebender Mensch, unabhängig, selbstbewusst, beruflich erfolgreich usw.. Und dann war ich nur noch Mutter und habe alle meine Bedürfnisse über Board geworfen, bzw. habe aufgehört irgendetwas für mich zu tun.
Dann kam der Tag an dem ich meine erste Panikattacke hatte. Ich war auf dem Weg zu meiner FA (normaler Vorsorgetermin) und hatte die kleine bei mir (wie immer), plötzlich überfiel mich beim Autofahren eine furchtbare Angst, meine Arme und Beine wurden taub und ich war mitten auf der Autobahn, ich war total geschockt. Meine Tochter schrie hinten, wie so oft (sie schläft immer erst 200 m vor zu Hause ein) und das ließ mich noch panischer werden. Mit letzter Kraft kam ich bei meiner FA an, ich dachte ich würde sterben. Auch die Gedanken während der Autofahrt drehten sich um lebensgefährliche Situationen oder Dinge… was wäre wenn ich unheilbar krank wäre… was wenn meine Tochter stirbt… was mach ich dann. Ich bin gefühlsmäßig so weich gespült seitdem sie da ist, dass mich sämtliche Gefühle ob positiv oder negativ völlig überforderten. Die Rückfahrt ging dann gut, Panik vorbei und ich versuchte weiter zu leben. In den folgenden Wochen wurden die Abstände der Panikattacken immer kürzer, irgendwann fuhr ich nicht mehr in die Stadt und im Dezember fuhr ich gar kein Auto mehr. Kurz vor Weihnachten wurde es so schlimm, dass ich den ganzen Tag lang Panikattacken zu Hause hatte. Selbst in unserem Haus fühlte ich mich nicht mehr sicher. Da ich den ganzen Tag mit der kleinen alleine bin weil mein Mann arbeitet, verstärkte sich die Panik noch mehr. Es ging so weit, dass ich meine Schwiemu anrief und sie vorbeikommen musste um auf meine Tochter aufzupassen. Mir war egal, ob sie mit ihr verantwortungsvoll umging wenn nur endlich die Panik aufhörte. Einen Tag vor Heiligabend war es so schlimm, dass ich im Internet meine Symptome googelte und da stieß ich auf die Schatten & Licht Seite. Ich rief eine Frau von der Kontaktliste an und schilderte ihr meine Situation. Sie war total lieb und empfahl mir eine Beratungsstelle in unserer Nähe. Ich hab die ganze Zeit gedacht, ... wie kriege ich die Feiertage rum. Mit meiner Tochter konnte ich keine Sekunde mehr alleine sein, zeitweise war es so schlimm, dass ich sie nicht mal sehen wollte, ich hatte regelrecht Angst vor ihr, Angst dass ich mit ihr die Treppe runterfalle und uns keiner findet, Angst, dass ich die Treppe runter falle und sie ganz allein im Haus ist. Und vor allem eine RIESEN Angst vor der Verantwortung, ich bekam irgendwann das Gefühl, dass ich nie wieder was für mich machen kann, nie wieder Ruhe habe, immer 100% Aufmerksamkeit fürs Kind, aufpassen, dass sie sich nichts in den Mund steckt und sich verschluckt, dass sie nicht umfällt und sich den Kopf verletzt usw.. Ich konnte einfach nicht mehr und ich war nicht mehr ich selbst. Zwischen den Feiertagen rief ich in der Beratungsstelle an und bettelte um einen Termin, ich wollte raus aus meinem scheiss Loch und hätte alles dafür getan, dass es mir besser geht. Ich bekam gleich für Anfang Januar einen Termin. Mein Mann unterstützte mich so gut er konnte, in seinem 2wöchigen Urlaub unternahm er täglich etwas mit unserer Tochter und kümmerte sich auch sonst Rund um die Uhr um sie. Ich weiß, dass es auch für ihn eine sehr anstrengende Zeit gewesen ist und er auch an seine Grenzen gegangen ist.
Dann war es endlich soweit und der Termin in der Beratungsstelle stand an, ich berichtete der Beraterin alles was mir zu meiner Situation einfiel unter schlimmen Angstzuständen und Panikattacken. Die Sozialarbeiterin war sehr verständnisvoll und bot mir an Kontakt zu einer Psychiaterin aufzunehmen, bei der ich sehr schnell einen Termin bekommen könne, da die Beiden wohl zusammen arbeiten. Eine Woche später war es soweit und ich hatte den Termin bei der Psychiaterin, ich fühlte mich bei ihr wohl und auch sie nahm mir ein wenig die Angst und berichtete mir, dass es vielen Frauen/Müttern so geht wie mir. Sie verschrieb mir Venlafaxin, ich war dankbar und fast ein bisschen glücklich endlich Hilfe in Sicht. Ich überflog den Beipackzettel und nahm am nächsten Tag die ersten 37,5 mg und hoffte das Beste, ich sollte alle paar Tage die Dosis erhöhen bis ich bei 150mg bin. Tja was soll ich sagen, ich hatte alle Nebenwirkungen, die auf dem Beipackzettel standen und in den ersten 2 Wochen brach ich unter den Verschlimmerungen der Ängste und Depressiven Gedanken, die ich bis dahin nicht hatte, fast zusammen. Ich rief meine Psychiaterin an und fragte sie ob das alles so richtig sei und sie meinte, ich hätte zu schnell die Dosis erhöht (klar, ich wollte ja auch, dass es mir schnell besser geht). Also liess ich mir Zeit damit. In der Zwischenzeit nahm mein Mann unsere Tochter zeitweise mit zur Arbeit, er wollte nicht, dass sie mich so sieht, da ich fast nur im Bett lag und vor mich hin wartete, dass die Wirkung endlich eintritt. Ich rief meine Schwester an und bat sie sich eine Woche Urlaub zu nehmen und zu uns zu kommen, sie wohnt 600km weit entfernt. Ich erzählte ihr alles und sie sagte sofort, dass sie kommen würde, denn mein Mann musste nun langsam auch mal wieder normal arbeiten gehen. Ich war erleichtert, als meine Schwester kam, jedoch ging es mir immer noch besch… ausgerechnet an dem Wochenende bekam unsere Tochter 3 Tagesfieber (teilw. 40,7 grad nachts) und ich dachte die ganze Zeit ich kann auf gar keinen Fall mit ihr ins KKh gehen, dass stehe ich niemals durch und kümmern konnte ich mich erst Recht nicht um sie. Gott sei dank konnten wir nachts in der Klinik anrufen und die Ärzte dort haben uns sehr beruhigt, sodass uns die Klinik erspart geblieben ist. Ein paar Tage später begann das AD endlich zu wirken, ich bekam auf einmal morgens ordentlich Antrieb und seitdem gehe ich mit meiner Tochter morgens immer spazieren. Ich habe keine Panikattacken mehr und merke wie es stetig bergauf geht, seit einer Woche fahre ich auch wieder alleine Auto und bummel mit meiner Tochter durch die Stadt und gehe mit ihr in unsere Krabbelgruppe. Ich bin total dankbar dafür, dass ich wieder so einigermaßen funktioniere, ich besuche weiterhin die Beratungsstelle, dort trifft sich auch einmal im Monat eine SHG und ich hoffe, dass ich demnächst eine VT beginnen kann.
Ich freue mich sehr, dass es S&L gibt, das Forum und Eure Beiträge haben mir in der akut schlimmen Phase unglaublich geholfen.
Liebe Grüße
Eure Mamasusi

PS: Es ist ein bisschen lang geworden, sorry!!
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Marika
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Marika »

Hallo Mamasusi,

wir kennen uns ja bereits! Ich wollte dich auch aber hier offiziell noch mal begrüßen und dir Dank sagen für deine Offenheit über deinen Leidensweg. Denn ist ganz und gar nicht leicht, sich zu öffnen und über die PPD zu erzählen - auch wenn es einem schon besser geht. Aber ich finde es einen sehr wichtigen Schritt, denn das Erlebte steckt tief in der Seele und muss verarbeitet werden.

Das darüber reden - besonders hier in unserer virtuellen Selbsthilfegruppe - hat mir persönlich unglaublich geholfen. Es ist wie eine ergänzende Therapie zu den Therapien und Maßnahmen die man sonst noch macht, um wieder gesund zu werden.

Bei dir fällt auf, wie du dich mit der Zeit wirklich total verausgabt hast, du wolltest so viel alleine schaffen, daneben aber kaum schlafen und immer für die Kleine da sein - ohne Entlastung. Da hat dein Körper und deine Psyche einfach ganz laut "STOPP" geschrien. Du hast diesen Hilferuf Gott sei Dank wahr genommen und dir helfen lassen - wunderbar!

Du schreibst dass du wieder "funktionierst" - da möchte ich gerne nachhaken: Es wäre schön, wenn du wieder "leben" könntest und zwar "sehr gut"! Was machst du dafür noch? Machst du Therapie, oder sonst etwas FÜR DICH zur Entspannung? Z.B. Auszeiten, Sport, Yoga, andere Hobbys... also wirklich und bewusst: Machst auch NUR DINGE FÜR DICH??? :wink:

Schön, dass du bei uns bist!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mamasusi

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Mamasusi »

Guten Morgen liebe Marika,
vielen lieben Dank für Deinen herzlichen Empfang, er kommt genau zur richtigen Zeit. Seit gestern gehts mir gar nicht gut. Ich musste zur Arbeit fahren für ein Vorgespräch, da ich Mitte März wieder anfange zu arbeiten. Ich war sehr angespannt und aufgeregt und hatte immer wieder kleinere Anflüge von Panik sowie Schwindel. Ich stand ziemlich unter Stress. Auch heute morgen geht es mir noch nicht so gut wie die letzte Zeit, habe gerade Zweifel, ob mein AD noch wirkt, aber das kann ja eigentlich gar nicht sein. Ich hab die kleine eben in die Krippe gebracht und selbst das fühlte sich an wie ein riesen Berg den ich besteigen muss (sind gerade in der Eingewöhnung).
Ich habe übrigens eine Haushaltshilfe für 4 Wochen bewilligt bekommen, die total lieb und fürsorglich ist, eine große Unterstützung. Ich musste sie eben alleine zum einkaufen schicken, da ich mich nicht in der Lage fühle mit zu fahren. Es ist nicht so schlimm wie noch vor ein paar Wochen, aber gut gehts mir nicht.
Das Schreiben darüber hilft gerade sehr.
Nun zu Deinen Fragen, ich habe letztes Jahr angefangen Zumba zu tanzen, das hat viel Spaß gemacht, jedoch durch meinen Zusammenbruch ging das dann nicht mehr. Dann hatte ich in der Einschleichphase des AD mit Schwindel zu kämpfen und traute mich bisher noch nicht weiter dort hinzugehen. Zusätzlich bin ich abends so erschöpft (der Kurs ist abends), dass ich mich ganz schwer aufraffen kann, obwohl ich eigentlich weiter dort hingehen möchte. Ansonsten habe ich seit der Geburt letztes Jahr nichts für mich gemacht. Irgendwie bin ich automatisch da so reingeschlittert, dass ich völlig vergessen habe wie das ist mal was für mich zu tun. Voll blöd ich weiß, ist mir lange Zeit gar nicht aufgefallen, ich hatte auch nie Zeit um mal darüber nachzudenken.
Auf einen Therapieplatz warte ich noch, meine Beraterin von der AWO hat eine Therapeutin an der hand die mich evtl. nächstes Quartal also ab April aufnehmen könnte, bis dahin heisst es durchhalten.
Ich wünsche mir so sehr, dass ich wieder die alte werde, seit gestern habe ich das Gefühl ich werde nie wieder arbeiten gehen können, kennst Du/Ihr das??
Mich würde noch interessieren wie mein Partner mit der Situation besser umgehen kann?! Für mich ist es enorm schwierig ihm das zu erklären.

Herzliche Grüße
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Marika
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Marika »

Oh ja, dieses Gefühl dass nichts mehr so wird, wie es mal war, kenne ich und die anderen hier sicher auch, sehr gut! Aber es dauert einfach seine Zeit. Diese Erkrankung ist kein Schnupfen, der nach 2 Wochen ausgestanden ist. Diese Erfahrung die wir hier machen, ist viel weitreichender, sie verlangt enorm viel von uns: wir müssen lernen in uns rein zu hören, wieder unsere Bedürfnisse zu sehen und sie einzufordern.

Das AD ist dabei eine ganz wichtige, erste Stütze, um stabiler zu werden. Daher: Dein AD wirkt mit Sicherheit noch, nur ist es kein "Zaubermittel". :wink: Der 2. Teil ist dann der wirklich schwierige. Wir müssen an uns arbeiten, müssen HINSCHAUEN wo unser Baustellen sind. Dann kommen zusätzlich von außen Dinge, die Druck machen - so genannter "psychosozialer Stress". Das beste Beispiel ist dafür dein Bewerbungsgespräch. Wärst du gesund, wärst du nervös gewesen, aber nicht mehr. Jetzt aber ist deine Psyche, deine Seel schwer angeschlagen und dann erzeugen solche Dinge von außen wieder bekannte Symptome, wie Panik usw. Daher ist es ganz wichtig, sich viel Gutes zu tun, seine Seele quasi mit "Balsam" zu verwöhnen. Was könnte das für dich sein? Das muss nicht außer Haus sein, das kann genau so gut eine Stunde mit einem guten Buch daheim sein. Oder im Garten arbeiten, oder einfach nur in Ruhe und ungestört einen Mittagsschlaf machen.

Sehr gut, dass du hoffentlich bald eine Therapie bewilligt bekommst. Das ist ein sehr wichtiger Eckpfeiler um gesund zu werden. In der Therapie habe ich gelernt, wo ich versteckte krankmachende Verhaltensmuster habe und wie ich diese auflösen kann.

Für die Männer ist es oft schwer uns so leiden zu sehen und eigentlich nur recht wenig für uns tun zu können. Das macht sie hilflos und das ist für einen Mann sehr arg. Versuch ihm einfach zu erklären, dass diese Erkrankung einfach länger braucht, um wieder ab zu klingen und dass sie auch in Wellen verläuft: Das heißt Phasen in denen es dir besser - dann wieder etwas schlechter geht - wechseln sich eine Zeit lang ab. Aber die guten Phasen werden immer länger andauern und die schlechten immer weniger. Du kannst sehr viel dafür tun - in dem du einem Mann sagst, was er tun kann, damit du deine Bedürfnisse wieder wahrnimmst. Vielleicht mag er auch mal bei uns hier lesen, auch das hilft vielen Männern besser zu verstehen.

Lieben Drücker von mir!
Zuletzt geändert von Marika am 21:02:2014 11:51, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mamasusi

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Mamasusi »

Oh man es tut gut Deine Zeilen zu lesen :oops:
Ich habe mir eben einen schönen Tee gekocht und werde gleich ein bisschen stricken. Das schiebe ich immer mal dazwischen weil ich ja auch weiß, dass es gut tut was für mich zu machen bzw. ein Hobby zu haben. Leider bin ich noch nicht mit ganz soviel Freude dabei wie früher und hoffe, dass das noch kommt.
Mein Mann hat gestern meinen Text gelesen und war sehr berührt, er hat mich ja eh schon die letzten Monate sehr unterstützt. Ich neige jedoch dazu in den guten Phasen, die ja die letzten 2 Wochen gewesen sind mich zu übernehmen, also ganz viel mit der kleinen zu unternehmen und erst zum Abendessen also ca. 18 Uhr nach Hause zu kommen, damit er sich auch mal nach der Arbeit ausruhen kann. Mein Kopf tickt ganz schnell wieder so, dass ich ihn entlasten muss und ihm unsere Tochter nicht gleich nach seinem Feierabend in die Arme gebe, oftmals hat er sich noch nichtmal die Schuhe ausgezogen und Jacke noch an, da stehe ich schon bereit "hier nimm du sie".
Die Wellen sind blöd, ich mag keine Wellen gerade :?

Lieben Drücker zurück
Sheego

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Sheego »

Hallo Mamasusi,

oje....mir ging es damals in vielem genauso wie Dir. Und keine Sorge....Du wirst Dein Leben zurückbekommen. Es erfordert nur etwas Geduld. Und genau das hat man ja in diesen Phasen nicht unbedingt. Man besteht aus reiner Hoffnungslosigkeit. Ich hätte mir damals nie erträumt, jemals wieder ein normales Leben zu führen :shock: Niemals hätte ich gedacht, dass sich mein Leben wieder so ordnet, dass ich glücklich und zufrieden sein kann.

Aber.....es kommt ganz automatisch. Mit Abklingen der Krankheit...und sie wird verschwinden...garantiert!!....kam mein altes Leben zurück. Ich weiß, die Hoffnungslosigkeit lässt es momentan für Dich anders aussehen. Aber sag Dir immer, dass diese Hoffnungslosigkeit, die ein Teil der Krankheit ist, Dir das richtige Bild für die Zukunft "verweigert". Man kommt momentan über diese Hürde nicht hinweg. Aber sie wird genauso wie sie gekommen ist auch wieder verschwinden.

Ich finde es super, dass Du in der Lage bist, mit Deiner Tochter unterwegs zu sein. Ich war damals eher antriebslos. Das Du ab März wieder arbeiten möchtest ist doch positiv. Wirst Du denn Vollzeit oder Teilzeit arbeiten? Ich denke, auch wenn das Vorgespräch für Dich stressig war, wenn Du erst mal wieder im Arbeitstrott drin bist und Deine Tochter gut in der Krippe aufgehoben weißt, ist das auch ein Stück Freiheit das Du Dir schon erkämpft hast.

Super, dass Du alles in Angriff nimmst mit AD´s und Therapie. Ich finde, Du schaffst unglaublich viel :D Das Du Deinem Mann abends die Kleine sofort "übergeben" möchtest finde ich völlig normal in Deiner Situation. Ich denke, dass wird sich vielleicht mit Arbeitsbeginn ändern. Wenn Du sie dann tagsüber ein paar Stunden nicht bei Dir hattest, wirst Du wahrscheinlich nicht mehr so das Bedürfnis haben, sie Deinem Mann gleich in die Arme zu drücken. :D

Und.....Hut ab vor Deinem Mann! Ich finde es klasse, wie er Dich unterstützt!! Muss ja auch mal gesagt werden :lol: :lol:

Ich hoffe, dass das Venlafaxin weiterhin gut anschlägt bei Dir und die Therapie dann ihr übriges tut. Kopf hoch! Du schaffst das!!

Ganz lieben Gruß

Sheego
Mamasusi

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Mamasusi »

Liebe Sheego,
Dir auch ein ganz liebes Dankeschön für Deine aufmunternden Zeilen. Es gibt echt Kraft zu wissen, dass es Frauen gibt, die es geschafft haben und denen es wieder gut geht.
Zu Deiner Frage, ich werde in Teilzeit arbeiten, also 5 Stunden täglich. Grundsätzlich freue ich mich wieder arbeiten zu gehen, ich muss einfach mal wieder was anderes machen als den ganzen Tag Mutter zu sein, sonst werde ich verrückt (wenn ich sowas schreibe habe ich fast ein schlechtes Gewissen). Obwohl ich tatsächlich wieder viel unterwegs bin, ist es so, dass meine Tochter überall mit hinkommt und meistens beschränken sich Gesprächsthemen immer nur aufs Kind. Bei der Arbeit gestern habe ich gemerkt, dass ich gar nichts anderes habe über das ich sprechen kann, da ich nichts weiter erlebe und auch nicht viel mitkriege. Furchtbar, als ich noch keine Mutter war habe ich solche Mütter verachtet und nun bin ich selbst so eine :wink:
Das mit meinem Mann ist tatsächlich super, aber ich hab schon das Gefühl, dass er manches nicht gerne macht und relativ schnell genervt ist. Geht halt gerade nicht anders und ich hoffe, dass wir uns weiterhin gut zusammen raufen werden.

Mit dem Venlafaxin bin ich bisher gut zufrieden nur oftmals müde, kennst Du das auch?

Liebe Grüße
Mamasusi
Sheego

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Sheego »

Also 5 Stunden täglich zu arbeiten finde ich perfekt. Ich bin auch so ein Typ, der nicht nur Vollzeit-Mama sein kann und will. Ich stehe dazu, dass ich das Arbeitsleben unbedingt brauche. Schon aus dem Grund, wie Du es angeführt hast, dass man mal wieder andere Gesprächsthemen hat als nur das Thema Kind. Ich brauche das wie die Luft zum atmen. Und nur wenn ich glücklich bin, kann ich auch eine gute Mutter sein. Ich finde, Du brauchst überhaupt kein schlechtes Gewissen haben, dass Du Dich nach Dingen sehnst, die sich mal nicht um Dein Kind drehen. Das steht uns zu :D Und so können wir unsere Nerven auftanken, um dann wieder gutgelaunt unsere Kinder in Empfang zu nehmen :P :D Es ist ja so: das Kind kommt irgendwann in unser Leben und muss sich dem sozusagen anpassen. Es sollte nicht so sein, dass das Kind kommt und wir passen unser Leben komplett dem Kind an. Alles dreht sich nur noch darum. Das wäre übertrieben.

Ich denke, die Gesprächsthemen kommen automatisch wieder. Das hast Du nicht verlernt :D :D

Ich bin mit dem Venlafaxin auch zufrieden. Mir hilft es sehr gut. Mit Müdigkeit habe ich allerdings nicht so zu kämpfen. Ich nehme ja nur 75 mg. Vielleicht liegt es daran, dass Du mehr nimmst. Aber ich denke, dass wird mit der Zeit weniger werden. Meistens reguliert sich das ja wieder.

Ganz lieben Gruß
Antworten