Heilung in Wellen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Meli2299
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Heilung in Wellen

Beitrag von Meli2299 »

Hallo ihr Lieben.

Seit Wochen ist es mir ein Anliegen, hier reinzuschreiben. Aber durch meine zwei Rabauken komme ich kaum dazu und nutze die ruhigen kurzen Momente für mich.
Ich wollte euch mal ein kleines Update geben.
Die Geburt meines zweiten Kindes war im September 2023. Seitdem kämpfe ich mich aus der PPD und der starken Angststörung. Mittlerweile habe ich das Escitalopram auf 20 mg erhöht, und das war so der Gamechanger. Ich wollte medikamentös nie zur Höchstdosis gehen, aber anders ging es nicht. Die Heilung kommt in Wellen. Ich fühle mich so zu 70% "geheilt" wenn man es so nennen mag. Das einzige was mich immer wieder noch runterreißt sind die Tiefs zwischendurch. Sie kommen seltener, ja. Aber sie sind immer noch manchmal da. Ist das normal? Selbst nach so vielen Monaten noch?
Ich habe gemerkt, dass sie oft kommen wenn ich sehr sehr gestresst bin, viel zu viel mache und ja, ihr kennt es. Aber mit zwei Kindern ist es oft schwer sich Freiräume und Ruhe zu schaffen. Habe leider nicht so viel Unterstützung wie ich sie bräuchte. Die PPD ist sehr gut zurück gegangen, aber die Ängste überrollen mich manchmal noch. Ein großes Thema, auch in meiner Therapie, ist meine Emetophobie. Ich bekomme bei Ängsten immer Übelkeit und diese triggert dann meine Phobie und ein Teufelskreis entsteht.
Aber ich arbeite hart an mir! Ich versuche so viel Sport wie mir gut tut, ernähre mich gesund, versuche Gewicht zu verlieren und mir Auszeiten zu schaffen. Ich hoffe nur, dass die 20 mg Escitalopram reichen. Hat jemand schon mal mehr als die Höchstdosis genommen?
Naja, auf jeden Fall bin ich unendlich dankbar für dieses Forum. Ohne euch, hätte ich diese schlimme Zeit niemals überstanden. Wirklich! Ich drücke euch alle fest und halte euch weiterhin am laufenden 🫶🏻
Danke für alles!

LG Melanie
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Marika
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Re: Heilung in Wellen

Beitrag von Marika »

Hallo Meli!

Ich habe 30 mg Escitalopram gebraucht um stabil und gesund zu werden. Da ich unter schweren Zwangsgedanken und Ängsten litt, war diese Dosis nötig und war dann auch mein persönliches Gamechanger. Bei mir hat es 2 Jahre Tiefs gegeben und nach 2,5 Jahren konnte ich sagen, dass ich stabil bin. Du siehst, es kann länger dauern.

Gib dir noch Zeit. Wenn du das Gefühl hast zu 70 % gesund zu sein, dann ist das mega toll. Freu dich darüber, die restlichen 30 % kommen auch noch.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Heilung in Wellen

Beitrag von alibo79 »

Ganz genau, mit 7p % hast du schon viel erreichen können und mal ehrlich, vielleicht müssen es ja auch nicht 100 Prozent werden, sondern es reichen auch 95.
Und bei mir gab es noch lange Zeit mal wieder ein paar Tage die nicht so gut waren. Das ist normal und kann bei jedem anders sein. Bei mir war es auch nach 4 Jahren mal so.
Und Streß ist da bei mir fast immer der Auslöser, vor allem Streß, der länger dauert und Situationen in den ich mich ausgeliefert fühle oder mich wertlos empfinde.
Du kannst ja dann nochmal in dich rein hören, was genau dir zuviel war, was du ändern kannst und was dir gut tut.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Meli2299
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Re: Heilung in Wellen

Beitrag von Meli2299 »

Danke für eure Antworten!
Wir lagen die letzten Tage mit Influenza flach, was mir wieder ein dickes Tief beschert hat. Es ist wirklich Wahnsinn, wie schnell so ein Tief kommt. In so einer Situation ist es auch fast nicht möglich dem aus dem Weg zu gehen. Ich merke, dass wenn ich massiven Stress habe und das hat man nun mal mit zwei Kindern und den ständigen Krankenwellen, ich dann wirklich sehr stark am Nullpunkt bin. Ich versuche wirklich mir Auszeiten zu nehmen aber das ist oft einfach schwer. Ich stelle dann die Medikamente sofort in Frage.
Meint ihr, man würde merken, wenn einem ein Medikament nicht ausreicht? Wie merkt man sowas?

Ich fange im März wieder an zu arbeiten und ich bete, dass das mein Gamechanger wird. Dieses durchgehende zuhause sitzen macht mich einfach krank. Ich habe kein Auto, weil man mann es braucht. Also sitze ich wirklich Tag für Tag, nachmittags und vormittags fast nur zuhause bei dem Wetter aktuell. Dass kann auch ein Grund für diese langen andauernden Tiefs sein oder?
Mein Mann meint immer, dass mir der Tapetenwechsel gut tun wird und ich dann nicht mehr nur Mama bin sondern auch einfach wieder Mensch und Frau...

Wie war das bei euch mit dem Arbeitsbeginn? Hat es euch nochmal mehr geholfen?

LG Melanie
Mammsie
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Re: Heilung in Wellen

Beitrag von Mammsie »

Also zum Thema Arbeiten kann ich nur sagen, dass es mir sehr gut getan hat. Es ist genau, wie dein Mann meint, der Tapetenwechsel, die Aufgaben, wieder "normale " Gespräche führen...das inspiriert zu neuen Entwicklungen in der Persönlichkeit, man gewinnt wieder mehr Kraft. Natürlich ist auch dann nicht alles perfekt, aber mir hat es sehr geholfen.
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