Hilfe, brauche dringend Rat :(

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Schmetterling
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Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Schmetterling »

Hallo zusammen,
Aktuell geht's mir richtig schlecht, daher brauche ich euren Rat.
Ich hatte früher eine PTBS durch/nach meiner Zwillingsgeburt 2018, bei der ich eine heftige Schlafstörung hatte.
Nun ist die Schlafstörung nach der Trennung meines Mannes vor ein paar Monaten wieder da. Die letzten 2 Monate habe ich extrem wenig geschlafen und habe mehrere Medikamente ausprobiert mit vielen Nebenwirkungen. Nun bin ich seit 5 Tagen zurück zu Mirtazapin gewechselt und schlafe zum Glück wieder. Aber ich fühle mich seit ich das Medikament nehme wie ein Zombie, weiß überhaupt nicht mehr wie ich den Tag eigentlich schaffe, weil ich überhaupt nicht anwesend bin. Ich kenne Derealisation von früher aber das hier ist noch extremer. Kennt jemand solche Nebenwirkungen?
Hinzu kommt dass ich sehr depressiv bin, heute ist es kaum auszuhalten. Ich bin permanent in meinen Gedankenspiralen, Ich habe teilweise auch Zwangsgedanken, aber ich denke zum Glück nicht darüber nach mir was anzutun. Aber das Mutter sein fällt mir gerade so schwer, das hatte ich noch nie und das belastet mich sehr.
Ich versuche meine Familie einzuspannen und mein Ex nimmt die Kinder ab und zu.
Aber auch wenn ich alleine bin ist es schwer auszuhalten.
Ich habe mich für die Tagesklinik angemeldet, das wird aber noch einige Wochek dauern, bis es anfängt
Eigentlich möchte ich entweder das Mirtazapin erhöhen, sodass es gegen die Depression wirkt oder mit Fluoxetin anfangen, aber ich habe Angst, dass die Nebenwirkungen dann noch extremer sind.
Alle sagen, ich muss Geduld haben, bis das Medikament richtig wirkt aber ich fühle mich so verloren.
Bitte um eure Hilfe :(
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Marika
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Marika »

Hallo!

Ja, das mit der Geduld stimmt leider... es dauert Wochen, bis die klassischen ADs anschlagen. Dazu kommt, dass sie die ersten 1 bis 2 Wochen teilweise starke Erstverschlimmerungen erzeugen können, was oft zu einem verfrühten Absetzen führt. Selbstverständlich muss das immer der Arzt beurteilen. Aber da man dieses Phänomen kennt, bekommen viele für die ersten schweren Wochen ein Notfallmedikament, um diese Erstverschlimmerung abzufedern, was auch sehr gut gelingt. Auch bei mir wurde so vorgegangen.

ADs aus der Klasse SSRI (wozu auch Fluoxetin gehört) wirken stärker Angsthemmend und Antriebssteigernd als z.b. Mirtazapin (es gehört zu trizyklischen ADs). Dafür ist Mirtazapin gut zum schlafen. Die Kombi aus beidem bekommen hier viele.

Mein Psychiater war immer der Meinung, dass man ein AD mehrere Wochen beobachten muss, um eine Beurteilung abgeben zu können. Ich nehme an, du hast mit deinem Arzt den Wechsel abgesprochen? Wieviel Mirtazapin nimmst du?

Die Tagesklinik ist super, toll dass du da bald einen Platz hast.
Liebe Grüße von
Marika

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Schmetterling
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Schmetterling »

Liebe Marika,

Danke für deine Antwort.

Ich nehme aktuell 7,5 mg, die reichen mir schon zum Schlafen. Die Oberärztin von der Tagesklinik meinte, man könnte auch das Mirtazapin erhöhen anstatt ein anderes AD für den Tag zu nehmen.

Bei meinem Facharzt bekomme ich so schnell keinen Termin, aber ich werde die Hausärztin fragen, wie schnell man höher dosieren kann.

Die Nebenwirkungen sind wirklich schrecklich.

Ich glaube mir bleibt keine Wahl als durchzuhalten oder? Die letzten Abbrüche sind so geendet, dass ich wieder nicht schlafen konnte.

Ich traue mich nicht ohne Klinik nun auch Fluoxetin anzufangen :(
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Marika
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Marika »

Das ist sicher ein guter Plan abzuklären, ob du Mirtazapin erhöhen kannst. Evtl könntest du auch fragen ob eben ein Notfallmedikament in Frage kommt, um die Überbrückung bis zur Tagesklinik zu erleichtern.

In der Tagesklinik nochmal mit einem weiteren AD zu beginnen ist sicher gut, da kann man dann gleich reagieren, falls Nebenwirkungen auftreten.

7,5 mg sind relativ wenig. Da würde ich tatsächlich gleich mal nachfragen.
Liebe Grüße von
Marika

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Schmetterling
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Schmetterling »

Das werde ich auf jeden Fall erfragen.

Was genau ist denn ein Notfallmedikament?

Ich hoffe, dass eine höhere Dosis Mirtazapin auch schon was bewirken können, bis ich zur Tagesklinik kann.
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Marika
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Marika »

Ein Notfallmedikament wirkt sofort, nicht erst in ein paar Wochen. Meist merkt man schon nach einer halben Stunde die Wirkung. Es kann eine evtl. Erstverschlimmerung relativ gut lindern oder fast beheben. Man kann sie also sehr gezielt und punktuell einsetzen. Manche nehmen sie nur an Tagen wo es besonders schlimm ist, andere wiederum wie ich damals, regelmäßig über ein paar Wochen bis das AD wirkt.

Es gibt bereits sehr gut wirksame, die nicht abhängig machen. Andere stärkere haben ein Abhängigkeitspotenzial, daher sind solche Medikamente im Gegensatz zu einem klassischen AD nur zur kurzzeitigen Einnahme gedacht.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Schmetterling »

Ich danke dir für die Erklärung.

Ich werde auf jeden Fall abklären, was ich tun kann, wenn es nach 1-2 Wochen nicht besser ist. Morgen ist erst Tag 6 :|

Würde eine Erhöhung des Medikaments dann schon wieder solche Nebenwirkungen bedeuten? Oder ist es nur am Anfang so schlimm?
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Marika
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Marika »

Hallo!

Eine Erhöhung kann Symptome machen, muss aber nicht. Es ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Bei mir hat Mirtazapin z.b. gar keine negativen Symptome am Anfang gehabt, das Escitalopram (SSRI) aber sehr wohl. Auch wenn ich dieses dann erhöht habe (was 3x nötig war) habe ich das gemerkt. Allerdings nie so stark wie am Anfang.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von alibo79 »

Guten Morgen,
Ich nehme auch mirtazapin, aber 45mg. Ich habe nie starke Nebenwirkungen gehabt. Das einzige was vielleicht zu erwähnen ist, dass es den Appetit steigert, das war aber bei mir nicht schlimm, da ich vorher sehr wenig Hunger hatte. Und es kann sein, dass du in den ersten Tagen mit Müdigkeit zu tun hast, da es ja nun mal zum Schlafen eingesetzt wird und man am nächsten Tag einen Überhang haben kann.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Schmetterling »

alibo79 hat geschrieben: 23:02:2025 10:36 Guten Morgen,
Ich nehme auch mirtazapin, aber 45mg. Ich habe nie starke Nebenwirkungen gehabt. Das einzige was vielleicht zu erwähnen ist, dass es den Appetit steigert, das war aber bei mir nicht schlimm, da ich vorher sehr wenig Hunger hatte. Und es kann sein, dass du in den ersten Tagen mit Müdigkeit zu tun hast, da es ja nun mal zum Schlafen eingesetzt wird und man am nächsten Tag einen Überhang haben kann.

Liebe alibo
Danke für deine Antwort. Brauchst du dann kein weiteres AD für den Tag? Nimmst du die Dosis komplett abends ein?
Ich überlege jetzt nach 6 Tagen schon auf 15 zu gehen, da die Ärztin meinte ab 15 wirkt es gegen Depressionen.
Allerdings habe ich schon von den 7,5 Nebenwirkungen, aber ich hoffe das ist nur am Anfang so.
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von alibo79 »

Ich nehme die komplette Menge am Abend ein ca 19 Uhr. Morgens nehme ich keine AD, ich hatte während der PPD mal citalopram und habe es sehr schlecht vertragen. Seitdem hat sich mein Arzt sich nicht mehr bei mir an ein ssri etc dran getraut. Wobei ich heute da auch anders ran gehen würde als damals, mit viel mehr Wissen und mit Notfall Medikament. Und evtl eine andere Kombination als citalopram. Zusätzlich nehme ich aber auch noch quetiapin, das ist ein Neuroleptika, dass soll das AD verstärken.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von alibo79 »

Was für NW hast du denn vom mirtazapin?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Schmetterling »

Ich stehe extrem neben mir, das ist natürlich auch zum Teil durch die Depression und die Ängste, aber seit ich das Mirtazapin nehme ist es extrem. Ich fühle mich wie ein Roboter. Zudem sind die depressiven Symptome verstärkt.

Ich habe in den letzten 2 Monaten verschiedene Medikamente ausprobiert und hatte immer starke Benommenheit, aber Beim Mirtazapin schlafe ich wenigstens.

Ich möchte gerne höher gehen damit es gegen die Depression wirkt.
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von Schmetterling »

Darf ich fragen, weshalb du ein Neurpleptikum nimmst? Meine Psychaterin hatte das auch vorgeschlagen aber ich wollte es nicht.
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Re: Hilfe, brauche dringend Rat :(

Beitrag von alibo79 »

Ich hatte durch die Depressionen starke Schlafstörungen und extreme Unruhe und Angst.
Ich stand gefühlt ständig unter Strom. Und habe 24/7 gegrübelt. Und das mirtazapin hat einfach nicht genug Ruhe rein gebracht. Nach 6 Monaten habe ich darauf bestanden, dass etwas geändert wird, weil ich das Gefühl hatte es tut sich fast nichts, mein Zustand war nur minimal besser geworden. NL können die Wirkung der AD verstärken und auch generell gewisse Symptome reduzieren.
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