Ich fühl mich so oft wertlos

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Runespoor

Ich fühl mich so oft wertlos

Beitrag von Runespoor »

Hallo!
Mag mir was von der Seele schreiben. Habe das Gefühl immer wertlos zu sein bzw. fühle mich schnell entwertet. Ferner habe ich das Gefühl das was mich betrifft einfach nicht zählt.
Beispiel: Gestern habe ich die Geburtsdaten und Zeit von uns vieren genommen und kurz Horoskope mit Asszendent erstellen lassen. Was dabei raus kam war für mich wichtig. Ich sah einiges erklärt z.B. warum ich immer wieder mit Leuten nicht so gut kann. Mein Freund wurde auch 100 % beschrieben und halt was auch wichtig für mich war das wir wirklich gut zusammen passen. Aber meinen Freund riss das alles so gar nicht vom Hocker, null Interesse. danke auch :cry: Ferner habe ich gestern ein Buch über die Rolle der Frau im Mittelalter auf den Flohmarkt für 3 Euro erstanden. Wollte mir so Hintergrund wissen anlesen und nicht nur wie die anderen seiner wahren Freunde in den netten Kleidchen rum rennen. Aber von meinen Freund kam nur ein blöder Spruch. Und so ist es immer. Wenn irgendjemand anders mit diesen Buch oder einen Horoskop angekommen wäre, hätte er es gut gefunden und alles hätte eine Welle der Begeisterung mit Fußgetrampel gemacht. Bei mir ist das immer Pillepalle für den sich keiner Interessiert. Sorry ich weiß das es albern ist, aber so sind meine Gefühle und mein Weltbild. ich bin immer nur das dumme Puttchen das von nix Ahnung hat.
Das Buch werde ich dennoch lesen und auch mit Bogen schießen anfangen. Ich mache es für mich alleine und versuche endlich innerlich frei zu werden. Wie letztendlich auch in den Horoskop stand. Ich soll meine Willensstärke und meine Energie für mich einsetzten und nicht an Wut auf andere vergeuden Gruß Antje
Jenny

Beitrag von Jenny »

Tja, so sind die Männer! In einer Beziehung müssen sie das Sagen haben. Meiner ist auch so. Was die Horoskope angeht: Ich interessiere mich auch dafür, darf aber meinem net damit kommen. Na, das weiß ich ja, dass er dazu keinen Draht hat - steht ja auch in seinem Horoskop! :wink: Ansonsten hat er es gerne, wenn er das Gefühl hat, er habe in der Beziehung das Sagen. Also tret ich mein Wissen net so breit, sondern frage ihn in dem was mich interessiert, lieber über Sachen, die ich nicht weiß, die er aber wissen könnte. Meist wecke ich dadurch seinen Stolz, dass er es weiß und ich net und wir vertiefen dann das Thema gemeinsam. Nun, das zeugt net von großem Selbstbewusstsein, aber so sind die meisten Männer :roll:

Ansonsten erlaube ich keinem, mich kleinzufalten, nur um selbst größer da zu stehen. Das heißt, er darf sagen, dass ihn etwas net interessiert, aber er darf mich net lächerlich machen. Da gabs am Anfang auch schon richtig Krach, grad was die Esoterik angeht.

Mach du weiter dein Ding, Hobbies braucht jeder Mensch und Bogen schießen soll sehr ausgleichend wirken. Man muss auch als Paar net immer im eigenen Saft kochen, jeder sollte was Eigenes haben. (Meiner ist Sudoku-Freak, ich kann dem zwar nix abgewinnen, bewundere aber trotzdem, in welch affenartiger geschwindigkeit er solche Rätsel löst).
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Runespoor

Kopf hoch, das ist überhaupt nicht albern und ich kenne das Gefühl nur zu gut. Ich hatte sonst eigentlich immer das Gefühl, mit einem ziemlich guten Selbstwertgefühl fürs Leben gerüstet gewesen zu sein, aber als es mir so schlecht ging, da habe ich mir ständig gesagt: Typisch, ich bin halt zu blöd, nichts gelingt, mit mir haben die anderen in der Familie die Arschkarte gezogen oder so. Sogar als ich mitten in der Stadt beim Heimfahren aus der Krippe im Stau stand hatte ich das Gefühl, das sei auf meine eigene Blödheit zurückzuführen, dass ich jetzt hier stehe (dabei waren da ja noch viele andere... :lol: ).
Lass Dich nicht verunsichern von der Reaktion Deines Freundes, nicht jeder teilt die gleichen Interessen. MIt einer Wertung von Dir oder Deinen Interessen hat das nichts zu tun. Und Du bist wirklich schon einen grossen Schritt voraus, wenn Du sagst: und ich mach das trotzdem. Gut so!! Mach, was Du machen willst, schaue für Dich (so wie Dein Freund auch Sachen für sich machen kann, die Du vielleicht nicht toll findest). In einer Partnerschaft gibts das und soll es das auch geben.
Lass Dich drücken, liebe Runespoor, Du machst das ganz toll!
LG Hanna
Runespoor

Beitrag von Runespoor »

Hallo!
Das Problem ist wirklich das er sich für Horoskope nicht interessiert, obwohl er schon zugegeben hat das ich ihn mit meinen reden von Karma und verunreinigten Energiefelder schon angesteckt habe und er langsam daran glaubt. Hm, er ist Star Trek Fan und steht auf Yu Gi Oh. Freut sich wie ein Schneekönig über jede Karte wo ich nur denke "Ja und? Bedrucktes Papier zum spielen" Also es sind wirklich die unterschiedlichen Interessen: Er hat sich gestern bei mir entschuldigt und will das MIttelalterbuch auch mal lesen. Bogenschießen werden wir wohl auch irgendwann zusammen, da es uns beide interessiert.
Es ist nur generell das Gefühl das wenn ich was sage es keinen interessiert, ich eh der Idiot vom Dienst bin und wenn jemand anders mit der gleichen Idee kommt, steht alles auf den Tischen. Es fällt mir schwer zusagen "Ich kann was, bin wer und was die anderen sagen ist mir egal" Laß mich so leicht runter ziehen. insofern ist mein"Ich mache es trotzdem wirklich ein großer Fortschritt. Ich will einfach nicht mehr sein hübsches Anhängsel sein und mich nicht mehr verbiegen um von Leuten gemocht zuwerden, mit denen ich eh nix anfangen kann. Gruß Antje
Jenny

Beitrag von Jenny »

*bravo-bravo-bravo*
hanna

Beitrag von hanna »

JAWOLLL!!! Sehr gut, liebe Runespoor, da können sich aber einige von uns an Dir ein Bespiel nehmen :D
Wünsche Dir einen schönen Tag
LG Hanna
Runespoor

Beitrag von Runespoor »

Och ich übe auch noch. Heute erklärte ich meinen Freund das ich mich mit meinen satten 17 Kilo Übergewicht, die ich trotz Ernährungsumstellung nur langsam verliere, so häßlich fühle das ich mich kaum auf die Straße traue. :( Aber um Element of crime zu zitieren : "Erst wenn alles scheißegal ist, macht das Leben wieder Spaß :lol:
Aber ich übe. Führe die Kästen im Hirn wieder ein = Die Black Box für die schlechten Gedanken und den Zerstörungslaser und die Kiste mit den Luftschlangen, Konfetti und bunten Ballons für die Guten :D :D :D Ferner dreimal täglich sagen "Das bin nicht ich, sondern eine Blockade".
rosered

Beitrag von rosered »

Also das mit dem wertlos fühlen, und sich wegen des Übergewichts nicht auf die Straße trauen... Naja, da klingt noch stark die Bulimie durch!!! Aber das ist wie mit einem Alkoholiker. Es gibt keine ehemaligen Alkoholiker. Nur trockene. Und genau so ist es mit Bulimikerinnen. Es gibt nur welche, die ihre Krankheit nicht ausleben. Aber die Gedanken werden ein Leben lang immer mal wieder reinschaun. Denn es ist doch so. Ein Alkoholiker kann sich vom ALkohol fernhalten. Ein Drogensüchtiger kann sich von Drogen fernhalten, aber jemand mit einer Essstörung.... ??? :?

Ich kenn das gut, wenn man sich nicht auf die Straße traut, oder Angst hat, ins Schwimmbad zu gehen. Ich zieh mich vor niemandem aus. Nicht mal vor meinem Freund. Ich muss ehrlich zugeben, ich lebe die Bulimie nicht mehr aus. Aber ich hasse meinen Körper nach wie vor. Ich fühl mich nicht wohl in meiner Haut. Und wenn mir eine gute Fee 2 Wünsche erfüllen würde, würde ich mir wünschen schlank und schön zu sein.

Ich fühl mich auch schnell entwertet. Wenn jemand in meiner Nähe schlechte Laune hat, bin ich mir sicher, schuld zu sein.
Wenn ich bei mir zu hause etwas erzähle, ist es nicht wichtig. (Oder kommt es mir nur so vor???) Ich hab auch das Gefühl, dass meine GEschwister viel mehr geliebt wurden/werden als ich. Und dass das was meine Geschwister machen, viel höher gewertet wird, als das was ich mache. Mein Bruder ist Magister, und macht in 2 Wochen seinen Doktor. Und meine Schwester hat einen tollen Job. Und ich bin die jüngste (21) und hab nichts. Ich bin ja NUR Zuhause, und hab NUR 2 Kinder, mache nebenbei NUR meine MAtura nach, udn hab NUR 1 Pferd, um das ich mich zusätzlich kümmere. Und nebenbei mache ich NUR noch meinen Haushalt und den meiner Mutter, da ich ja großzügigerweise bei ihr in der Dachgeschoß-Wohnung umsonst wohnen darf.

Ich hasse meinen Körper, ich fühl mich zu fett (nein, ich bins auch) und ich würd mich am liebsten zu hause verkriechen. Wenns mir mal wieder zu viel wird, ist der erste Gedanke: Mir ist schlecht, ich hab zu viel gefressen, ich muss das wieder los werden. (Auch wenn ich überhaupt nichts gegessen hab...)

Jaja. Diese Bulimie. Ein stiller Begleiter, der immer mal wieder dazwischenfunkt...

Diese Bulimie ist schon ein Schweinehund. :?

Nur nicht unterkriegen lassen. Du bist viel WERT! Du bist EINZIGARTIG!!! Du bist was BESONDERES!!! Warum???? Weil du ganz einfach DU bist.

MfG Nicole
Milla

Beitrag von Milla »

Hi rosered!

Ein ehemaliger Essgestörter kann wohl wieder normal mit Nahrungsmitteln umgehen.Denn Nahrungsmittel sind keine Drogen,sondern eben Lebensmittel,die den Körper UND die Seele am LEBEN halten und SPAß machen!

Und die tatsächliche Droge bei Anorexie/Bulimie sind nicht die Lebensmittel,sondern das Hungern/Fasten,die ein Gefühl von Freiheit/Unabhängigkeit/Kontrolle/Stärke geben.

Es geht also nicht darum,sich von Lebensmitteln fernzuhalten,denn von ihnen geht keine Gefahr aus,im Gegenteil:man braucht sie zum LEBEN,darum soll man lernen,sie als "Freunde" zu betrachten,die den Körper am Leben halten und nicht als Feinde,die den Körper dick machen.Es geht also darum,zu lernen, diese Lebensmittel wieder normal zu essen und zu geniessen.

Und es geht darum,auf das Hungern/Fasten/Diät machen als Mittel der "inneren Reinigung" zu verzichten.

Ich finde,ein Weg dahin,ist zu lernen,daß Lebensmittel in Maßen gegessen,nicht dick machen und daß sie Spaß machen.Ich finde,das Kochen von guten Mahlzeiten trägt entscheidend zur Genesung bei.

Und ich glaube,daß der "gehaßte,fette Körper" eigentlich nur die Metapher für die "blöde,ungeliebte Seele" ist.D.h hinter diesem Traum nach einem perfekten Körper verbrigt sich der Traum nach einer starken,unabhängigen Persönlichkeit,die keiner verletzten kann.

Seine Seele heilen -durch Gesprächstherapie-sein Selbstwertgefühl stärken ist auch ein wichtiger Stein zur Heilung.

Ich bin seit fast über 15 Jahren bulimiefrei.

Das Einzige was mir übrig geblieben ist:
*eine gewisse Fixierung auf die Nahrung:sie muß nicht nur schmecken,sondern auch ausgewogen,gesund sein.Ich kann immer noch wirklich "unkontrolliert" essen,wenn auch meine Gedanken nicht mehr um die Kalorien kreisen,sondern eher um diese Sorgen,ob sie denn gesund sei.
*ich kann immer noch nicht auf den Traum eines schlanken,makellosen Körpers wirklich verzichten.Ich möchte mich endlich akzeptieren,wie ich bin:eben klein,rundlich,mit Cellulitis,eben nicht perfekt.Zur Zeit schwanke ich zwischen:leben,geniessen,meine Unperfektion akzeptieren und kontrollieren/kontrolliert essen/sport regelmäßig treiben,mit dem Ziel,5-6 Kg zu verlieren.Ich sage mir zur Zeit:was hast du von 5/6 kg weniger?Wirst du wirklich freier/stärker/glücklicher deswegen?
Ich kann immer noch nicht auf diese Frage antworten,mich für einen Weg entscheiden.Und immer noch stören mich diese Fettpolster um den Bauch,die Hüfte,den Po und die Beine... :evil:
Antworten