Männer und PPD

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Zoelita

Männer und PPD

Beitrag von Zoelita »

Guten Morgen zusammen,

ich muß hier heute mal meinen Frust loswerden. Ich hatte ja vor zwei Wochen eine sehr schlimme Panikattacke. Seit dem ist nichts mehr so wie vorher. Ich mußte mich vom Studium beurlauben lassen, weil ich einfach nicht alles unter einen Hut bekomme. Ich hab Haushalt und Kind allein weil mein Mann viel arbeitet und auch mal länger auf Reisen ist. Und dann noch das Studium dazu. Das war einfach zu viel. Nun hab ich nur noch Haushalt und Kind. Das klappt ganz gut, wenn auch nicht perfekt, weil ich seit der Attacke irgendwie keine Energie mehr habe. Alles ist total anstrengend und ich bin nur müde, da mir auch noch die Medis erhöht wurden. Mein lieber Mann hat überhaupt kein Verständnis. Er mäkelt ständig an mir herum. Ist nur noch genervt. In seinen Augen mache ich alles falsch. Ich glaube er hält mich für schwach und unfähig. Obwohl ich doch alles mache. Er braucht praktisch gar nichts tun. Ok manchmal bleibt eben auch was liegen, aber ist das so schlimm. Ich versuche doch nur ein bißchen Kraft zu tanken, damit ich wieder fit werde. Ich hab im Moment das Problem, daß ich bei Stress sofort Panik bekomme. Er weiß das alles und doch erkennt er es nicht an. Neulich war er ein paar Tage verreist. Das war kurz nach der Attacke. Ich hab trotzdem alles allein hinbekommen. Ohne Ihn. Ich war total stolz auf mich. Auch daß ich nicht wieder im Krankenhaus gelandet bin. Glaubt ihr, er hat auch nur ein Wort darüber verloren???? :evil: Mitnichten. Es kommen nur Kritik und Vorwürfe. Ich bin so sauer und enttäuscht darüber. Wenn ich versuche darüber zu reden, schaltet er sofort auf stur und sagt ich soll ihn in Ruhe lassen. Liebt er mich überhaupt noch? Was soll ich bloß tun? Hat jemand einen Rat? Könnte auch etwas Zuspruch gebrauchen. Ich verlange ja nicht, das er mir ständig sagt, wie toll ich bin. Aber dieses ständige rumgemeckere macht mich echt krank.

traurige Grüße

Nina
Rike35

Beitrag von Rike35 »

Hallo Zoelita,

ich glaube, es ist schwierig jemanden klar zu machen, der das nicht kennt, was eine Panik-Attacke ist. Ich hatte lange Jahre keine und hatte es selbst fast vergessen.

Ich will Deinen Mann damit aber nicht in Schutz nehmen. Er hat offensichtlich nicht verstanden, wie wichtig seine Zuwendung und Unterstützung in dieser Situation ist - auch wenn er wahrscheinlich nicht wirklich nachvollziehen kann, welch Kraftakt jede Kleinigkeit füt Dich ist. Bist Du in Therapie? Eine Bekannte hat mal für ein paar Sitzungen Ihren Mann mitgenommen und der Therapeut hat vermittelt. Ist das eine Option?

LG Rike
Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo Rike,

danke für Deine Antwort. Du hast recht, es ist wohl unmöglich jemandem zu erklären wie sich das anfühlt. Und doch habe ich langsam das Gefühl, daß er mich nur respektiert wenn ich "funktioniere"

Ich werde nochmal versuchen, mit ihm darüber zu sprechen. Ich mache noch keine Therapie, bin aber auf der Suche nach einem Therapeuten. Ich habe aber eine ganz liebe Beraterin, zu der ich manchmal hingehe. Vielleicht kann ich ihn mal mitnehmen. Hoffe das bringt was. Er läßt sich ungern erwas sagen und beharrt immer eisern auf seiner Meinung.

Liebe Grüße

Nina
Rike35

Beitrag von Rike35 »

Hallo Nina,

das mit dem funktionieren ist als halt typisch "männlich". Mein damaliger Partner konnte auch gar nicht mit meinen Ängsten umgehen. Er hat mich massiv davon abgehalten mir Hilfe zu suchen, so habe ich erst Jahre später eine Therapie gemacht.

Wenn Du eine Beraterin hast, der Du vertraust, ist das schon mal ein guter Anfang. Sprich sie doch mal auf das Thema gemeinsames Gespräch an.

Leider kann man Verständnis aber nicht in jemanden impfen. Man kann nur einen Schubs geben, dass der andere sich öffnet. Es ist für den Partner schwer, das kann ich absolut verstehen. Schließlich wird er viel mehr gefordert - er muss häufig die Last für beide tragen....

LG Rike
Balu

Beitrag von Balu »

Liebe Nina,

auch ich kenne das von meinem Mann. Je schlechter es mir ging, umso mehr hat er zugemacht und mir auch Vorwürfe gemacht. Ich glaube irgendwie, dass es ein Selbstschutz der Männer ist. Sie wissen genau, dass wir leiden haben aber total Angst, sich unseren Gefühlen zu stellen. Vielleicht deswegen, weil sie ähnliche Gefühle in sich spüren und diese auf keinen Fall hochkommen lassen wollen. So glaube ich es jedenfalls bei meinem Mann. Wenn sie stabiler wären könnten sie doch einfach sagen: komm mein Schatz wein Dich jetzt erstmal aus, wir schaffen das schon. Aber Rike hat auch Recht. Sie tragen zum Teil die Last von zwei Menschen und das überfordert sie.

Auch ich hatte immer das Gefühl funktionieren zu müssen also strengte ich mich extrem an. Ich wünschte mir auch Anerkennung und Liebe, aber mein Mann hat sie mir nur dadurch eigentlich gegeben, dass er da war und die Krise irgendwie mit ausgehalten hat. Ich habe ihn dann auch in Ruhe gelassen. Aber unsere Beziehung war wirklich in der Zeit auf Eis gelegt. Wir haben sehr wenig darüber gesprochen, eigentlich gar nicht. Ich habe dann eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie gemacht und schleichend hat sich dann alles normalisiert.

Weisst Du, meine beste Freundin ist psychotisch (ohne Kinder). Und wenn sie in diesen Phasen ist bereitet mir diese Krankheit auch Angst, denn sie ist dann verändert in ihrer ganzen Person z.T. auch mit depr. Elementen. Und manchmal denke ich dann, dass es für unsere Männer schwer ist, mit der Krankheit umzugehen. Manchmal muss man sie noch in Schutz nehmen, obwohl das mit den wenigen Kräften kaum möglich ist.

Ich glaube, Dein Mann liebt Dich aber natürlich wünscht er sich auch die alte Nina zurück. Das tust Du ja auch. Die von den Männern so oft gefürchtete Frage: liebst Du mich?, gerade während der Krankheit, habe ich dann irgendwann nicht mehr gestellt. Und alleine schon das entlastete meinen Mann. Er war nämlich gefühlsmässig genauso durcheinander wie ich.

Ich wünsche Dir, dass Ihr das irgendwie hinbekommt. Wenn Du vielleicht etwas mehr Verständnis für Deinen Mann bekommst, kannst Du seine ruppige Art vielleicht für Dich besser einsortieren.

Hast Du eigentlich meine PN bekommen?

Liebe Grüße
Balu
Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo Balu,

danke für Deine ehrliche Antwort. Du hast natürlich recht. Er hat viel ausgehalten mit mir und es tut mir auch total leid, daß er keine starke Frau hat. Ich seh nur, daß es mir nicht gut geht und erwarte dafür auch Verständnis. Ich bin allerdings auch doppelt so nett zu ihm. So was blödes, ich bin so durcheinander und habe Angst, daß unsere Beziehung daran zerbricht. Seid ihr denn noch zusammen? Ich hoffe inständig, daß es besser wird, wenn ich endlich eine Therapie mache. Oh mann, ich hab echt Angst, daß er sich ne andere sucht. Was soll ich dann machen? Ich bin hier nur am putzen nur damit er nichts zu meckern hat. Aber er ist sowieso nicht zufrieden. Sag mal Balu, hast Du eigentlich meine PN bekommen?

Liebe Grüße

Nina
Balu

Beitrag von Balu »

Hallo Nina,

nein ich habe Deine PN nicht bekommen, wie doof. Wann hast Du sie geschrieben? Es gibt schon Frauen, die mir eine PN geschrieben haben aber Deine habe ich nicht bekommen. Hast Du meine bekommen?

Ja, mein Mann und ich sind noch zusammen. Aber es war hart!! Nun hat sich alles wieder normalisiert und wir sind eine nette Familie mit drei Kindern. Es ist schwer, solche Worte in diesem Forum zu schreiben aber es kann wirklich alles gut werden.

Gruß Balu
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Ich misch mich mal kurz ein, wenn ich darf.
Also, Du schreibst:
Ich bin hier nur am putzen nur damit er nichts zu meckern hat. Aber er ist sowieso nicht zufrieden.

Das würde ich mal lassen, du kannst und sollst dich doch nicht an einem perfekten Haushalt messen lassen, oder? Wenn du das Kind die ganze Zeit um Dich hast, ist das schon Arbeit genug ;) Dir steht ausserdem zu, auch mal nix zu machen.
Wenn ihm was nicht passt: drück ihm doch den Staubsauger in die Hand.
Mit dieser Denke, also, dass du es ihm auf jeden Fall recht machen willst, setzt Du dich nur unnötig unter Druck.
Schau doch erstmal, dass Du wieder auf die Beine kommst. Klar, dein Selbstwertgefühl ist nicht soo doll im Moment, aber es wird nicht besser, wenn du nur danach schaust, wie du seine Wünsche erfüllen kannst.
Wenn du mit dir selbst wieder ins Reine kommst, spürt das dein Mann, auch ohne grosse Worte oder aufgeräumte Zimmer ;)
Schau nach Dir, der beste Weg ist der zu sich selbst ;)
Tanja

Beitrag von Tanja »

Hallo Nina,

ich möchte nur eines loswerden. Dieser Satz von Dir: Er hat viel ausgehalten mit mir und es tut mir auch total leid, daß er keine starke Frau hat

Streich ihn bitte aus Deinem Wortschatz! Ich habe auch lange so gedacht, aber hey, was wir Frauen mit PPD und Kindern alles leisten hat den allergrössten Respekt verdient und wir sind die starken Frauen!!! Hut ab vor jeder Mama, aber mit PPD ist das alles noch viel, viel anstrengender und absolute Höchstleistung.
Wollte ich nur kurz gesagt haben...

Liebe Grüsse und laß Dich nicht unterkriegen!

Tanja
Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo Balu,

ich werde Dir nochmal eine schicken. Ich hab Deine jedenfalls bekommen.
Das ist komisch.

Gruß

Nina
Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo Carlotta,

also es ist so, daß meine Maus schon in den Kiga geht. Den Platz habe ich bekommen wegen der PPD. Dann habe ich das Studium begonnen, ja und nun festgestellt, daß ich alles auf einmal nicht schaffe. Ich habe also schon Zeit für den Haushalt, und ich mache auch alles. Ich habe aber auch manchmal vormittags etwas vor. Ich dachte es wäre ok wenn ich mir auch mal was schönes gönne und mal mit einer Freundin eine KAffee trinken gehe oder so. Naja da krieg ich schon mal einen schiefen Blick. es hat jetzt aber auch keinen Sinn trotzig zu sein. Also versuche ich alles etwas besser zu machen. Komisch ist, daß er immer sagt ich soll mich entspannen und dann genervt ist wenn die Wohnung nicht ganz so aufgeräumt ist.

Hallo Tanja,

Ich denke genau wie Du, daß es eh schon viel ist was eine Mama so leisten muß und dann noch mit PPD. Das hab ich ihm auch schon öfter gesagt, aber irgendwie kommt das nicht an. Er hört gar nicht richtig zu. Ja ja mein Selbstwertgefühl ist schon echt angeknackst. Aber ich habe immer das Gefühl, mich für meine Krankheit entschuldigen zu müssen, Dß ich eben nicht die Supermami und Hausfrau bin, und wir nicht die heile Familie sind die er sich gewünscht hat. Leider hatte er nie eine Familie und möchte natürlich umso mehr, daß alles toll läuft. Wie habt ihr es denn mit euren Männern hinbekommen? Soll ich noch mal in Ruhe mit ihm reden? Ich weiß es auch nicht.

Liebe Grüße

Nina
Rike35

Beitrag von Rike35 »

Hallo Nina,

in Krisenzeiten zeigt es am ehesten, wie man zueinander steht. Meine Beziehung ist zwar damals nicht an meiner Angststörung zerbrochen, aber es hat sich in dieser Zeit gezeigt, dass mein Ex-Mann nicht zu mir gestanden hat (das habe ich aber erst im Rahmen meiner Therapie herausgefunden).

Versuche nicht, es Deinem Mann ständig recht zu machen und hole Dir noch eine Abfuhr dafür! Du musst Dich nicht für Deinen Zustand entschuldigen und ihn schon gar nicht durch emsige Hausarbeit entschädigen. Trefft klare Absprachen, wer für was zustänständig ist und basta! Klar ist es ok, wenn Du vormittag etwas unternimmst! Das ist absolut wichtig und Dich und Dein Mann sollte das erkennen.

Auch wenn es schwerfällt: Mach Dich nicht klein!

LG Rike
Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo,

ich wollte nur mal sagen, daß es echt gut tut hier alles aufzuschreiben. Irgendwie kommen mir dadurch die Probleme nicht mehr ganz so schlimm vor. Das ist schon mal eine gute Hilfe.

Gruß

Nina
Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo,

wollte nur mal Rückmeldung machen. Nach langen Diskussionen kam dann heraus, daß er offensichtlich ein problem damit hat, daß ich das Studium erstmal unterbrochen habe. Ich würde mich hinter der Krankheit verstecken und mein Scheitern damit entschuldigen.

Das ist doch mal nett oder? Ich könnte kotzen (sorry)

Nina
Rike35

Beitrag von Rike35 »

Hallo Nina,

das finde ich echt ziemlich daneben diese Aussage von Deinem Mann!!! Er hat anscheinend gar nichts verstanden.

Jeder hat Verständnis, wenn jemand mit einem Bandscheibenvorfall oä. seine Arbeit nicht ausführen kann. Bei psychischen Krankheiten meinen viele, man müsse sich einfach mal zusammenreißen und alles läuft wieder.

Lass Dir nicht einreden, dass Du gescheitert bist! Ich halte es schon für wichtig, dass Dein Mann sich mal mit Deiner Krankheit auseinandersetzt und nicht ständig verdrängt....

LG Rike
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