Zweifelt ihr an eurer Beziehung wenns euch schlecht geht?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Naddel

Zweifelt ihr an eurer Beziehung wenns euch schlecht geht?

Beitrag von Naddel »

Hallo zusammen,

ich hoffe ihr könnt mich ein wenig aufbauen! Seit ein paar Tagen gehts leider wieder etwas bergab :cry: ... Mein Problem ist, das ich irgendwie recht viel auf meinen Mann projiziere (richtig?). Dazu muß ich im vorraus sagen, das er eh eher der kühle Typ ist. Es kuschelt total ungerne und wenn er viel gearbeitet hat, ist ihm jede Umarmung zu viel... Leider... ich wußte dies aber schon,als wir geheiratet haben, wir haben schon 4 Jahr zusammen gewohnt und ich war auch jemand der gerne mal seine Ruhe hatte und auch froh war wenn ich mal alleine zu Hause bin. Klar hat mich seine Kühlheit manchmal gestört, wir haben auch drüber gestritten, aber welche Beziehung ist schon perfekt und wer hat keine Probleme?!
Naja, aber seit unsere Kleine geboren wurde (2 Jahre) fühle ich mich total zurückgesetzt, bin manchmal fast eifersüchtig das er mit ihr kuschelt.Aber umarmungen von mir lehnt er meißt ab, grade wenn er Müde ist, was er dann auch offen sagt. An manchen Tagen kann ich da ganz gut mit umgehen, aber an Tagen wo es mir nicht gut geht macht mich das echt fertig... Eigendlich wünsche ich mir dann jemanden der mich einfach nur in den Arm nimmt, mir Liebe und Geborgenheit gibt und mir sagt das WIR das schaffen, ich brauch dann irgendwie ein "Nest".

Er kann an solchen Tagen auch absolut nicht mit meiner Krankheit umgehen, er sagt dann auch ehrlich, wenn ich weine oder ihn schon mit einem gequälten Gesicht begrüße findet er mich unattraktiv und kann mich dann nicht so in den Arm nehmen.
Bei mir dreht sich dann natürlich die Spirale im Kreis bergab... Teilweise bekomme ich dann auch fiese ZGs gegen meinen Mann, dass ich ja ohne ihn viel besser drann sei... Aus Angst vor den ZGs denke ich dann immer es wäre besser mich zu trennen, dann kann nichts passieren.

Oft denke ich auch mein Mann ist daran schuld das es mir so geht, wenn ich mich trenne sei ich besser dran und finde jemanden der mir all das gibt
was er nicht kann...
Dabei gibt er sich solch mühe das es mir wieder besser geht... er macht alles, versucht mich zu entlasten, versucht unser Haus schön zu machen. Hat sogar 2 Monate eine Mietwohnung bezahlt damit ich für eine Zeit bei meiner Familie sein konnte.
Er kann halt nicht mit dieser Krankheit umgehen und vermisst die fröhliche, glückliche Frau die er kennengelernt hat...

Kennt ihr auch solche Zweifel?
Wie sind eure Partner mit der Krankheit umgegangen?

War jetzt lang, ich weiß, aber danke fürs lesen und für eure Antworten!

Naddel
bambam

Beitrag von bambam »

Hey Naddel,

tut mir leid, dass es Dir momentan nicht gut geht und zudem Dein Mann so reagiert...

Teilweise kenn ich das aber auch. Gerade wenn man den Partner am meisten braucht hat man selber das Gefühl, das der sich damit gar nicht mit den Problemen "befassen" will und am liebsten seine Ruhe hat... :roll:

Ich denk aber, dass Dein Mann überhaupt nicht weiß, wie er mit seiner weinenden Frau "umgehen" soll oder wie er reagieren soll. Das es Dir dadurch schlechter geht ist ja nur verständlich!!!

Mit anderen Worten: ich denke er ist überfordert (wie ganz viele Männer mit einer PPD-Kranken Frau) und weiß nicht, wie er Dir helfen soll bzw. kann.
Das Du dann denkst, das er das ganze verursacht oder verschlimmert kann ich auch wieder verstehen. Hilfreich ist seine "zurückhaltende Art" ja auch nicht gerade...!

Vielleicht solltest Du ihm mal sagen, das es bei Hochzeiten den berühmten Spruch "in guten wie in schlechten Tagen" gibt... Momentan hast Du eben "schlechte Tage", in denen er Dir hilfreich zur "Seite" stehen sollte. Sagst Du ihm, dass Du "eifersüchtig" bist, wenn er mit eurer Kleinen kuschelt? Sagst Du ihm, das Du dieses "WIR" brauchst? Dass Du seine Unterstützung brauchst, um nicht mehr die Frau mit dem gequälten Gesicht zu sein?

Ich denke mir auch immer, das es sich wie die "ewige Laier" anhören muss, wenn ich meinem Mann wieder mal zum 1000sten Mal sage, das es mir schlecht geht. Aber kaum hab ich das über die Lippen gebracht gehts mir schon besser...! Und dadurch ist es mir auch wurscht, ob es ihn nervt oder net, dass muß er sich halt anhören! Genau wie ich das Gelaber über seinen Job!

Bezüglich Deinen ZG`s: da ist Marika die Expertin! Aber was ich mittlerweile gelernt hab: egal, was ich tu oder auch net, die ZG`s "denk" ich nur - passieren kann also nix. Und sich wegen der ZG`s zu trennen halt ich für Quatsch... Schließlich sind das nur unsere "angstmachenden Gedanken" - net mehr und net weniger! Stimmts, Marika?!

So, war jetzt auch ein Roman. Aber ich hoffe, es hat Dir etwas geholfen!


Viele Grüße,
bambam
claudia

Beitrag von claudia »

Hallo!

Ich habe nach meinen Krankheitsphasen auch oft darüber nachgedacht,mich von meinem Mann zu trennen.Letztendlich habe ich es nicht getan,weil....ich immer wieder eingesehen habe,das das Leben auch nicht leichter ohne ihn wäre.

Ganz schwierig war es für mich oft,wenn ich während der PPP im Krankenhaus war und mit vielen anderen kranken Frauen Kontakt hatte,die sich gerade von ihren Männern getrennt hatten.Manchmal hatte ich dann das Gefühl,ich müßte da mitmachen-ganz komisch.Bis mir mal eine gesagt hat:"Bei Dir ist das ganz etwas anderes:Dein Mann hält zu Dir,kommt Dich besuchen,bringt Dir Deine Kinder.Er ist auch sonst nicht schlecht zu Dir-schlägt Dich nicht,läßt Dich nicht alleine zu Haus ,um mit den Kumpels loszuziehen..."

Wir sind jetzt im Oktober seit 18 Jahren verheiratet und ich bin froh,das ich noch mit ihm zusammen bin.Im Laufe der Jahre habe ich einfach bemerkt,das es auch für ihn Phasen gibt,in denen nicht alles rund läuft...ich versuche ihm dann genauso eine Stütze zu sein,wie er es in meinen Krankheiten gewesen ist.

Oft ist es auch wichtig,aber deshalb nicht unbedingt leicht,Geduld mit dem anderen und auch mit sich selber zu haben.
Bei uns ist es auch so,das er sich auch manchmal zurückzieht und ich das Gefühl habe,jetzt komme ich gar nicht an ihn ran.Aber ich habe mit meinem Mann die Erfahrung gemacht,das er nach einem Tag "Ruhe/Denkpause",die ich ihm dann lasse,wieder ansprechbar für mich ist.

Frag ihn doch mal,ob er für sich die Möglichkeit annehmen könnte,über die Angehörigenliste von "Schatten-und-Licht" Kontakt zu einem betroffenen Vater herzustellen.
Evtl.mag er auch Kontakt über das "Angehörigenforum" hier suchen?

Eine weitere Möglichkeit,auch für viele andere,wäre es,sich einmal im Jahr zu unserem Mitgliedertreffen(Nichtmitglieder sind ebenso gern gesehen,vielleicht wird ja mehr daraus...)aufzuraffen.
Ort und Termin steht schon meist im Mai des Vorjahres fest und ist über unsere erste Vorsitzende,Frau Sabine Surholt,zu erfahren.

Bislang "glänzt" immer der Mann unserer lieben Kassiererin als "Hahn im Korbe"auf den Treffen.Vielleicht mag auch der eine oder andere Partner dazu stoßen?
Bei der Gelegenheit"Liebe Grüße an Euch,Ariane und Gunther",aber ich glaub eher nicht,das ihr das jetzt mitlest-TROTZDEM-

Die liebe Annu hat übrigens einen guten Buchtitel zu diesem "Beziehungsthema" in´s Forum gestellt.Annu,wenn Du gerade mal mitliest,kannst Du da bitte nochmal Bezug drauf nehmen.

Claudia
Carolin

Beitrag von Carolin »

hey, ich kenne das nur zu gut. ich kann froh sein, dass mein mann noch bei mir ist. sobald es mir schlechter ging, war er immer an allem schuld. dein mann ist aber nicht das problem sondern dein gereizt und genervt sein.

einige beispiele von mir, vielleicht erkennst du dich darin wieder:

(mein mann ist übrigens auch sehr gefühlskalt und erwartet auch eine perfekte carolin, halt die carolin wie sie immer war)

1.
es geht mir schlecht und mein mann kommt nach hause. er zieht wie immer seine arbeitsschuhe nicht unten im flur aus, sondern läuft damit durch die gane wohnung. dann raste ich völlig aus. ich schmeiß ihm dann an den kopf das er schuld ist das ich so krank bin.
Jetzt mal ehrlich. natürlich ist es scheiße von ihm das er seine schuhe nicht unten ausgezogen hat, aber an tagen wo es mir gut geht sag ich dann einfach:na, haste nicht irgendwas vergessen??? sollte er dann dreck gemacht haben drück ich ihm den besen in die hand und....

2.
er will mir was gutes tun und wäscht ab (weil ich nicht in der lage bin). ich komm dann in die küche und bekomm ne mittelschwere kriese weil alles unter wasser steht. dann geht es wieder los. ich schmeiß ihm an den kopf das er zu nichts fähig ist usw.
anstatt froh zu sein das er mir die arbeit abnimmt (wie auch immer er es macht), nörgel ich nur an ihm rum.
was in dem moment eigentlich mein problem ist, ist das ich es nicht ertragen kann das ich nicht in der lage bin abzuwaschen und er es macht. das zeigt mir dann was für eine schlechte hausfrau ich bin, was er dann wohl über mich denkt, wird er mich bald verlassen usw.

es gibt noch so viele dinge mehr....

im klartext;

1. ich kann es nicht ertragen das sein leben weiterläuft. er geht weiter arbeiten, er geht weiter zum fußball, er geht mit leidenschaft auf jede fete und hat spaß....
und ich, ich kann stellenweise noch nicht mal einkaufen gehen. das tut mir so weh. ich habe dann wut auf ihn entwickelt, weil er kein verständnis hat und bei ihm alles beim alten bleibt.

2. mein mann redet sehr wenig mit mir. er hat mir in der schweren zeit nicht zugehört oder mal was aufbauendes gesagt. wenn ich gesagt habe das es mir schlecht geht kommt von ihm nur als antwort: schon wieder, dir geht es nur schlecht.
das hat mich dann noch mehr unter druck gesetzt. ich will immer alles richtig machen, habe bei allem was ich tue angst was falsch zu machen. daraus folgt dann das ich denke das er mich verlassen wird. weil ich keine gute hausfrau und mutter bin.
ich habe mich danngefragt woher das kommt.
a: er kennt mich nur perfekt
b: ich habe nie ein lob von ihm bekommen, alles ist immer selbstverständlich gewesen
c: sobald er was gesagt hat, habe ich es getan.

seitdem mir klar geworden ist, dass ich das ändern muss, läuft es prima.
ich habe ein stundenlanges gespräch mit ihm geführt und siehe da, es läuft perfekt.

dein mann kennt dich wahrscheinlich auch nur perfekt. er ist wahrscheinlich genauso verzogen worden wie meiner. bis zu deiner erkrankung hast du ihn wahrscheinlich total gerne verwöhnt. weil du immer konntest, dir ging es gut. nun geht es dir nicht gut und du sehnst dich nach seiner nähe. jetzt soll er mal was für dich tun, dich umarmen, was liebes sagen usw. und da er das nicht tut wirst du bei allem was er macht stinkig und wütend auf ihn. und weil du es nicht rauslässt sondern in dich hineinfrisst bekommst du ihm gegenüber zwangsgedanken und wirst depressiv und aggressiv.
rede mit ihm, mach ihm klar das es dir aus dir unerklörlichen gründen schlecht geht. jetzt ist er an der reihe was zu tun. mich hat das so stark gemacht, dass ich auf einmal so selbstbewusst ihm gegenüber bin, dass er stellenweise wieder den respekt vor mir hat so wie es früher mal war. ich bin auf einmal nicht nur noch hausfrau und mutter aus seiner sicht, sondern auch wieder eine selbstständige frau.

ich weiß ganicht mehr wie oft ich ihm gesagt habe du bist schuld das ich so krank bin, du du du. heute könnt ich heulen das ich sowas gesagt habe. eine beziehung, ehe, wie auch immer ist ein geben und nehmen. mein mann hat immer nur genommen.
seit dem gespräch fängt er auch an zu geben.

dein mann liebt dich, glaub mir, aber er weiß mit deiner krankheit nicht umzugehen. aus selbstschutz handelt er so.

ich bin im januar für eine wohe ausgezogen um festzustellen ob ich meinen mann überhaupt noch liebe.als ich ihm das gesagt habe, hat er zum 1. mal geweint. die ganzen 11 monate vorher, wo ich in der psychiatrie war und immer nur zu hause im bett gelegen habe, da war er immer nur weg, hat nicht einmal mit mir über die krankheit geredet.
als ich dann 2 tage nach meinem auszug gemerkt habe das ich ihn liebe, war mir klar das ich zurück will aber nicht unter den umständen so wie es vorher lief.

ist dein mann auch so, dass wenn probleme aufkommen er davon nichts wissen will?

das wenn das kind krank ist, er sich nicht wirklich dafür interessiert sondern alles dir überlässt?

mein mann ist so. ihm wurde immer schon alles abgenommen. erst hat seine mutter ihn ummuttert wie blöde und dann ich 6 jahre lang.
ich habe festgestellt, dass ich viel stärker bin als mein mann.
nur er hat es leichter. ich mach ja alles. haushalt, kinder, finanzielle dinge usw.

rede mit ihm. ob du fröhlich oder traurig, geschminkt oder ungeschminkt, schick oder flodderich bist, er hat dich geheiratet weil er dich liebt. wein dich vor ihm aus, knall ihm an den kopf was du dir von ihm wünscht. erst dann wird er wach. vielleicht liege ich was dein fall betrifft auch ganz falsch, aber ich habe schon mit so vielen gesprochen die in dieser zeit an ihrer beziehung gezweifelt haben. und bei allen war es so.
er setzt dich mit seinem ablehnendem verhalten indirekt so unter druck wieder gesund werden zu müssen damit du aus seiner sicht wieder normal funktionierst. und das ist die falsche richtung.

wir können auch gerne mal telefonieren. wenn du magst!!!!!
meine tel: 05923/989817

lieben gruß und alles gute für euch, carolin
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