Cymbalta reduzieren und absetzen

Erfahrungen mit Medikamenten, Fragen, Infos, Tipps, ...

Moderator: Moderatoren

Antworten
Vicky

Cymbalta reduzieren und absetzen

Beitrag von Vicky »

Hallo,

hab auch mal eine Frage.
Gibt es eine, die Cymbalta länger genommen hat und dieses dann abgesetzt hat? Hat es gut geklappt?

Ich plane es für Juli in Einverständnis mit meinem Psychiater.
Habe natürlich Angst.

:?: Vicky
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10663
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

Ich freu mich riesig, dass du bereits erstmals mit dem Absetzen beginnen kannst. Mit Cymbalta hattest du ja einen Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme Hemmer, was ein bissl ähnlich zu meinem Cipralex ist (wobei Cipralex nur das Serotonin an der Wiederaufnahme in den Blutkreislauf hemmt).

Was auf jeden Fall wichtig ist: Hör gut auf dein Bauchgefühl: Was ist größer - der Wunsch zu reduzieren, oder aber die Angst davor? Wenn du noch sehr viel Angst hast, dann ist das nicht der beste Ausgangspunkt für eine Reduzierung, was klar ist. Du solltest wirklich stabil sein (was du ja bist) und dich gefühlsmässig bereit für eine Reduzierung fühlen.

Dann ist oberwichtig, gaaaaaaaaaaanz kleine Reduzierungsschritte zu machen und zwischen den einzelnen Schritten auch genug Zeit verstreichen zu lassen. Als ich damals zu reduzieren begann (ich nahm 30 mg), ging innerhalb von nur 4 Wochen auf 10 mg - da hast mich dann ausgebremst: Massive Angst, Panik und Zwangsgedanken waren wieder da. Eindeutig Absetzsymptome, vom zu schnellen Runtergehen. Also mußte ich wieder rauf auf 20 mg. Von da hab ich mir dann extrem viel Zeit gelassen, habe immer nur 5 mg reduziert und ca. 4 Monate dazwischen verstreichen lassen. Da dauerte das Absetzen zwar länger, aber der Erfolg war, dass ich fast keine Absetzsymptome hatte (ein paar gabs schon, aber nur kurz wobei hier natürlich auch immer die Angst "was passiert, wenn es nicht klappt" mitspielt) und heute ja bereits 5 Monate AD frei bin - nach 4 Jahren Einnahme.

Lass dir echt gaaaaaaaaaaanz viel Zeit, es kommt nicht drauf an, wie schnell du AD-frei bist, denn dass kann schwer nach hinten los gehen - siehe meine Anfangsungeduld. :roll: Dein Körper braucht Zeit, um die Redzierung jeweils zu verkraften und sich anzupassen bzw. den Botenstoffwechsel schrittweise wieder alleine zu schaffen. Das ist wie beim Radfahren: Wir montieren den Kleinen ja auch nicht von jetzt auf gleich die Stützräder weg, sondern stellen sie schrittweise höher, bis dann der Tag kommt, wo sie ganz weg sind - und siehe da, dann fahren die plötzlich alleine, weil wir ihnen genug ZEIT GEGEBEN HABEN, das Gleichgewicht mit immer weniger Unterstützung der Stützräder zu erlangen.

Liebe Vicky, wenn du noch Fragen hast, bin ich jederzeit sehr gerne für dich da, auch wenn du dann beim Reduzieren bist und evlt. Absetzsymptome bemerken solltest. Denn ist natürlich auch eine Kopfsache und ein bissl Angst wird immer mitspielen!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Vicky,

ich klinke mich mal in diesen Thread mit ein, weil ich gerade ähnliche Fragen habe.
Hast Du Angst vor den Absetzsymptomen? Wahrscheinlich eher nicht, sondern vor der Rückkehr der Symptome, oder? Ich würde es so machen, wie Marika sagt, gaaanz langsam. Dann wirst Du schon merken, ob es Dir gut tut. Wenn nicht, dann gehst Du eben wieder etwas hoch. Setz Dich da nicht unter Druck, du hast doch Zeit,oder?

Ich nehme morgens 20mg Cipralex, woran ich auch vorerst nichts ändern will. Nun bin ich schon lange dabei, das Trimipramin auszuschleichen.

Ich habe meiner Meinung nach Absetzsymptome. Immer wenn ich reduziere (ich nehme die abends zum Schlafen), schwitze ich nachts sehr stark und träume sehr, sehr intensiv für einige Zeit. Außerdem habe ich dann für einige Tage einen komischen, bitteren Geschmack im Mund. An meiner Stimmung merke ich nichts.
Außerdem komme ich nicht weiter. Ich bin inzwischen von ursprünglich 50 mg in 12,5 mg-Schritten bei 12,5 mg angelangt. Wenn ich weniger nehme, schlafe ich schlecht ein und deutlich oberflächlicher und bin tagsüber sehr unerholt. Habt ihr da Erfahrungen oder einen Tip.

Wenn Du, Vicky, es doof findest, daß ich das in Deinem Thread frage sag kurz bescheid, dann kopiere ich das in einen eigenen. Aber ich dachte, son ein "Medi-Absetz-Thread" , wie Du ihn angefangen hast, ist so eine gute Idee.

Liebe Grüße von Leuchtkäfer
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo!

erstmal vicky: ich finde das bei cymbalta ja ein bissi schwierig mit der Reduktion, weil man die Kapseln ja nicht gut teilen kann. auf der anderen seite kannst du auf die weise wirklich ganz ganz langsam reduzieren, einmal 10 kügelchen raus, dann 15 usw. und dann halt irgendwann auf die 30er wechseln und das ganze von neuem...

und leuchti: hast du mal versucht, das trimip. durch etwas anderes zu ersetzen? ich mein, ev. Bachblüten oder Schlaftee, Baldrian oder so.
Oder mein pers. Tip: 1/4 Liter heiße Milch, 1/2 Banane, ein TL Honig. Mixen und du schwebst in den Schlaf :-)
Wie lang bist du jetzt schon auf 12,5?

Lg E
Vicky

Beitrag von Vicky »

Hallo Ihr Lieben,

Eure Antworten haben mir sehr geholfen!

Stabil bin ich, daraufhin hat meine Therapeutin auch die Gespräche intensiviert, darf jetzt wieder wöchentlich kommen und muß nicht mehr die Hälfte der Zeit von so Alltagsdingen reden :lol:, sondern kann die wesentlichen Themen bearbeiten .
Hab auch das Gefühl, daß ich da riesige Schritte nach vorn gemacht habe.

Rein formal könnte ich ab diesen Monat reduzieren, wollte mir aber aufgrund meines Einstiegs ins Arbeitsleben vor 1 Monat mehr Zeit geben.
Als ich letztes Frühjahr das Remergil ausgeschlichen habe, hatte ich nichts gemerkt.
Woran merke ich denn, was Absetz- und was Krankheitssymptome sind?
Sind Absetzsymptome so stark, daß die Arbeitsleistung vermindert ist?

Liebe Elisabeth,
das mit den Kügelchen herausnehmen ist eine gute Idee, auf die ich noch gar nicht gekommen bin 8) .
Mein Psychiater wollte von 60 auf 30 gehen und dann 3 Monate abwarten.
Möglicherweise ist das mit den Kügelchen besser?

Liebe Marika,
Du hast das echt gut hingekriegt nach so langer Zeit. Ich wünsche mir so sehr, auch wieder ohne leben zu können, wenn ich sie auch sehr gut vertrage.
Geht es Dir jetzt so gut wie mit AD?
Vielen Dank für das Angebot, werde sicher im Sommer auch noch drauf zurückkommen!

Liebe Leuchti,
du kannst in diesem Thread alles fragen, das ist doch für alle da!!

Hmm, Angst vor Absetzsymptomen habe ich nicht, außer, wenn ich dann nicht arbeiten könnte.
Ansonsten habe ich vor allem riesige Angst vor einem Rückfall!!!!!!!!
Nie wieder will ich so eine schwere Depression durchmachen müssen.
Ich hätte echt Angst um mich, daß ich es noch einmal evtl. nicht packe.
Diese Angst wird auch, so glaube ich, nicht mehr gehen, denn ich war einfach zu stark betroffen.

Ein schönes WE wünscht Vicky :wink:
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10663
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallöchen!

Absetzsymptome kann man recht gut von einem echten Rückfall unterscheiden - und zwar so: Absetzsymptome treten sehr schnell nach einem Reduzierungsschritt auf - meist schon nach 3 Tagen. Allerdings fühlen sie sich oft so an, als wäre es ein Rückfall. Es können also altbekannte Symptome der ehem. Erkrankung auftreten, wie Ängste, Panik, ZG usw., aber natürlich auch körperliche Symptome wie Schwindel, Übelkeit usw. Um diese aber so gering wie möglich zu halten, sind kleine Schritte ratsam. Wenn sie ganz stark werden, ist es echt ratsam nochmal ein bissl rauf zu gehen, zu warten bis man wieder stabil ist und dann einen kleineren Reduzierungsschritt zu machen, so wie ich das nach meinem Übermut machen mußte. :roll:
Ein richtiger Rückfall wäre es dann, wenn du nach dem Reduzierungsschritt erstmal längere Zeit stabil bist und plötzlich gehts dir wieder schlechter. Das ist so grob gesagt das Unterscheidungsmerkmal. Das gilt auch, wenn du dann mal kein AD mehr nimmst, es dir gut geht eine Zeitlang und plötzlich gehts dir schlechter, dass wäre dann ein Rückfall.

Mir geht es weiterhin sehr gut auch ohne AD. Verändert hat sich, dass mein Zyklus wieder länger geworden ist - mit AD war er bei 24 Tagen, jetzt ohne wieder so bei 28 Tagen. Dann ist noch anders, dass meine schüchterne Seite wieder etwas mehr heraus gekommen ist und Stress mich wieder mehr angreifbar macht. Aber das ist normal, denn das AD hemmt ja Ängste, daher weniger schüchternheit wie in meinem Fall und eine Folge davon ist auch, dass man mit AD Stressresistenter ist - entspannter, wenn man so will. Trotzdem bin ich nicht mehr die selbe wie vor der PPD, denn das erlernte in der Therapie war und ist Gold wert. Ich habe da ja Strategien erlernt, um genau DAS (nämlich Stress, Schüchternheit) zu blocken, bzw. meine SELBSTSICHERHEIT ZU STEIGERN! Und das gelingt auch ohne AD. Dieses hat meinen Botenstoffwechsel wieder ins Lot gebracht, den Rest meistere ich mit dem Erlernten aus der Therapie.

Ich habe weder ZG, noch Angst-oder Panikattacken. Natürlich habe ich aber wie alle mal schlechte Tage, wo mir alles zuviel ist, Tag zum vergessen einfach. Ich hab auch Stress wie jeder und jede und neige manchmal dazu alles perfekt hinkriegen zu wollen. Aber das endet heute nicht mehr in einer Endlosspirale aus ZG und Panik, sondern ich bemerke es und kehre um. :D So habe ich auch jetzt gemerkt, dass meine Infekte in letzter Zeit und auch mein Magenproblem ganz viel mit Stress zu hatten und steuere jetzt bewußt dagegen.

Ein Tipp noch am Ende meines Romans: Unterstützen könnten dich beim Reduzieren Bachblüten oder die Homöopathie. Mir persönlich helfen Bachblüten sehr!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Antworten